Zum Pfingstfest klagt der Hamburger Erzbischof Stefan Heße «dementes» Verhalten in Gesellschaft und Kirche an. «Wenn in Europa Krieg herrscht, wenn Flüchtlinge vom Bildschirm verschwinden, wenn die Opfer des Missbrauchs vergessen und übersehen werden – und die Aufzählung könnten wir leicht fortsetzen -, dann hat das alles auch mit Vergesslichkeit, mit Vergessenheit zu tun», sagt Heße in seiner Predigt am Pfingstsonntag im Hamburger St. Marien-Dom.
Der Erzbischof vergleicht die Krankheit Demenz mit De-Spiritualisierung und geistlicher Kraftlosigkeit. «Jemand der dement ist, der vergisst seine Vergangenheit. Ihm mangelt es an Zukunft, und am Ende lebt er auch nicht mehr in der Gegenwart, sondern wie abwesend», so Heße. «Jemand der geistlos lebt, wird eine eingeschränkte, verengte Sicht auf sein Umfeld haben.»
Der Heilige Geist hingegen gebe Menschen einen weiten Horizont. Er halte die lange Tradition der Kirche wach, öffne aber auch die Augen «für die dunkelsten Schattenseiten dieser langen Geschichte», erläutert der Erzbischof. «In diesem Sinne führt er uns in die Wahrheit ein, so weh das auch tun mag.»
KNA